(Quelle: Mannheimer Morgen-Sonntag Aktuell,
16.05.2004)
Die Pop-Forscher alias DdT Huber erfinden
sich bei ihrem Comeback-Debüt im voll gepackten "Schatzkistl"
nach fast 20 Jahren neu
Da war ein Schweben in Mannheim
Von Jörg-Peter Klotz
Ein fester Blick zum Nebenmann, noch mal kräftig durchgeatmet
- schon ist die spürbare Nervosität von Frontmann Peter
Baltruschat wie weggeblasen. Und das Comeback der Mannheimer 80er-Jahre-Band
DdT Huber im restlos ausverkauften "Schatzkistl" wird auf
Anhieb zu einem mehr als gelungenen Debüt der Pop-Forscher.
Unter diesem Motto hatten Baltruschat und Bassist Michael Herzer den
fast 20 Jahre andauernden Dornröschenschlaf ihrer alten Songs
mit zärtlicher Hingabe im Studio beendet. Doch sie haben das
betagte Material nicht einfach nur wachgeküsst, sondern völlig
umgemodelt - zu hören ist das auf der frisch gepressten CD "Pop-Forscher".
Und an drei Abenden in Baltruschats künstlerischem Wohnzimmer,
dem "Schatzkistl".
Live klingen die 16 Forschungsergebnisse noch mal ganz anders als
auf dem verspäteten Debüt-Album, das verspielt die Liebe
zum Sound-Detail zelebriert. Statt einer schwer zu klassifizierenden
Mischung aus leicht avantgardistischem Pop und eingängigem Jazz
mit Einsprengseln aus Weltmusik, Latin, Blues und sogar Country regiert
zunächst der Shuffle. Und zwar ungefähr im transparenten
Sound der besten Unplugged-Shows, die MTV vor Jahren zu bieten hatte:
Led Zeppelin, Sting und vor allem Eric Clapton.
Herzer verlegt als musikalischer Direktor am Kontrabass dabei derart
souverän die Gleise, dass das Konzert von Anfang an wie auf Schienen
läuft. Drummer Andy Pilder und der gewohnt virtuose Percussionist
Hans-Jürgen Götz verbindet ein traumhaft sicheres Timing
wie Siamesische Zwillinge. Aber die größten Überraschungen
sind die "Amateure", die ihre Instrumente offiziell schon
lange an den Nagel gehängt haben: Der Arzt Karlhans Endlich überzeugt
mit breitem Stil-Register am Keyboard, während Matthias Heyns
verblüffenden Ausflügen in die Gitarrenwelt eines Mark Knopfler
niemand anhört, dass der Mann eigentlich mit Software sein Geld
verdient.
Genau wie sich alle Instrumentalisten komplett in den Dienst der Songs
stellen, nimmt auch Frontmann Baltruschat seine Stimme zu einem wohlig-sonoren
Sprechgesang zurück. Das konterkariert die mitunter vor Ironie
sprühenden Texte Steffen Herbolds ("Die Wirklichkeit",
"Ich sitz auf meinem Hund am Kai") und die teilweise sehr
mitreißenden Songs so souverän, dass manche Lieder zu schweben
beginnen - zum Beispiel bereits der erste Song des Abends "Auf
der Suche", der dieses Gefühl auch inhaltlich heraufbeschwört:
"Da war ein Flattern in Wien, da war ein Schweben in Turin, Da
war ein Leuchten in Rom, In einem Dom. War es das schon?" Diese
Frage müssen sich jetzt auch DdT Huber stellen. Wir hoffen auf
ein "Nein". |